Open Educational Resources (OER) könnte durchaus als eine Innovation bezeichnet werden, die den Bildungssektor erobert. Der Leitgedanke von OER ist der, dass die Gesellschaft grenzübergreifend den Wissensschatz der akademischen Welt in digitaler Form für die Öffentlichkeit zur Verfügung stellt – kostenlos und rechtlich nahezu uneingeschränkt bis völlig uneingeschränkt. Lehrende und Studierende sowie Selbstlerner erhalten somit die Möglichkeit, aus diesen nun geöffneten digitalen Wissensressourcen Informationen zu ihren speziellen Themenbereichen zu schöpfen, diese aufzuarbeiten, zu erweitern, zu modifizieren, zu verbessern. Mit OER ist ein beachtlicher Mehrwert für die Akteure und weiteren Stakeholder in der Bildung verbunden, wie es bspw. auch in der Begriffsfassung von OECD (2007) oder der UNESCO (2012) zum Ausdruck kommt. In Anbetracht einer weiter durchdringenden Digitalisierung des Bildungsalltags ist ebenso herauszustellen, „(…) dass OER auf dem Prinzip des Teilens, der Zusammenarbeit und des Austauschs basieren“ (Wikimedia Deutschland 2016, S. 45). Obwohl der Mehrwert bei vielen Gelegenheiten betont wird, ist das Wissen über OER und seine Anwendung jedoch noch wenig verbreitet. Diese Zustandsbeschreibung bedeutet allerdings positiv gewendet: Bereits durch eine Sensibilisierung sowie durch Wissens- und Kompetenzaufbau können große Nutzenpotenziale und breite Wirkungen entfaltet werden. Genau hier setzt das im Folgenden beschriebene Verbundvorhaben an.
Mit dem Antragsvorhaben OER@RLP ist die Planung, Durchführung und Etablierung von Maßnahmen der Sensibilisierung (Information) und
Qualifikation zum Thema Offene Bildungsmaterialien (Open Educational Resources) in Rheinland-Pfalz verbunden.
Die Maßnahmen orientieren sich inhaltlich an den Themenfeldern OER finden, OER nutzen, OER erstellen, OER teilen und bereitstellen (siehe BMBF-Bekanntmachung v. 5.1.2016). Das Verständnis von Sensibilisierung und Qualifizierung umfasst die Aspekte Information, Beratung und Kompetenzaufbau. Die Qualifizierungsmaßnahmen sind sowohl als Präsenzformate als auch in hybriden Lernformaten (blended learning) gestaltet. Sie werden durch digitale Medien und das Schaffen digitaler Lernumgebungen umrahmt. Flankiert und verzahnt werden die Maßnahmen mit bereits vorhandenen und aktuell in den beteiligten Einrichtungen in der Vorbereitung befindlichen Aktivitäten der Erstellung, Bereitstellung sowie Referenzierung von OER. Sie sollen durch OER@RLP unter den Antragspartnern sowie weiteren Netzwerkpartnern vernetzt, gebündelt und so z.B. über vorhandene Repositorien und Mediendistributionssysteme der drei Bildungsbereiche mit ihren Metadaten erschlossen werden. Die flankierenden Maßnahmen sind dabei nicht Gegenstand der Beantragung selbst, gleichwohl Teil eines ganzheitlichen Konzepts der Beförderung von OER, das – wie es auch im Praxisrahmen für OER umschrieben ist – aus Anreizsystemen, Qualifizierung und Beratung, Tools und Auffindbarkeit, Vernetzung und Zusammenarbeit besteht (vgl. auch Wikimedia Deutschland 2016, S. 87 ff)
Ziele
OER@RLP verfolgt in erster Linie die Zielstellung einer breiten Sensibilisierung und Qualifizierung von Multiplikator*innen in Rheinland-Pfalz für dieses Konzept. Besonderes Kennzeichen des Vorhabens ist das Einbeziehen von Schule, Hochschule und Weiterbildung. Mit OER@RLP wird eine bildungsbereichsübergreifende Initiative gestartet, die OER stärkere Aufmerksamkeit und Präsenz im Bildungsalltag verleihen soll. OER@RLP hat durch die Beteiligung zentraler Einrichtungen in Rheinland-Pfalz einen besonderen Hebel, Wirkung und Verbreitung zu entfalten. Damit verfolgt OER@RLP mittelbar das Ziel, die Bereitstellung und Entwicklung von OER nachhaltig zu fördern, Chancen darzulegen und die Erkenntnis zu erweitern.
Handlungsfelder
Das Projekt OER@RLP teilt sich in vier grundlegende Handlungsfelder auf.
Im ersten Handlungsfeld steht die Recherche, Informationsaufbereitung und die Vernetzung der OER-Akteure im Vordergrund. Dabei wird eine Bestandsaufnahme der bereits vorhandenen Materialien zum Thema OER durchgeführt, die zur Sensibilisierung und Qualifizierung von Multiplikator*innen genutzt werden können. In diesem Zuge soll ein Standard für eine stringente Meta-Verschlagwortung gewählt werden, der bei den gesammelten Medien angelegt werden kann. Es wird angestrebt, Schnittstellen zwischen den bereits bestehenden OER-Repositorien zu etablieren, um Ressourcen zu bündeln. Einen weiteren wichtigen Punkt stellt der Aufbau eines landes- und bundesweiten Netzwerks zum Austausch der Rechercheergebnisse dar.
Das zweite Handlungsfeld greift die Schwerpunkte Information und Kommunikation auf. Hier werden innovative Wege zur Vermittlung von OER-Mehrwerten entwickelt und angewendet, um möglichst viele Multiplikator*innen für das Thema Open Educational Resources zu gewinnen. Um einen Anreiz für die Erstellung und Förderung von OER-Materialien zu schaffen, wird das Projektteam einen OER@RLP-Award für „Bereichsübergreifende OER-Konzepte“ vergeben.
„Im Herzen der OER-Bewegung steht die simple und machtvolle Idee, dass der weltweite Wissensschatz ein öffentliches Gut ist und das Technologie im Gesamten und das World Wide Web speziell eine herausragende Möglichkeit für jeden bietet, dieses Wissen zu teilen, zu nutzen und wiederzuverwerten.“ (Casserly & Smith 2006: 2)
Mit über 100 Qualifizierungsprogrammen schafft das Projektteam im dritten Handlungsfeld übergreifende Basismodule sowie eigens konzipierte Spezialmodule für Schule, Hochschule und Weiterbildung unter dem didaktischen Prinzip des Nutzens und Erstellens von Open Educational Resources.
Um möglichst effektiv zu informieren und qualifizieren entwickelt das OER@RLP-Projektteam im vierten Handlungsfeld Medienproduktionen, die Multiplikator*innen auch nach ihrer persönlichen Qualifizierung nachhaltig einsetzen können. Neben Tutorials werden Blended Learning Arrangements, Webinare und OER-Mini- und Mikro-Bausteine in Form von In-Teaching-Nuggets geschaffen, die didaktisch sinnvolle und zielführende Lehrmittel darstellen.
Neben der Bearbeitung dieser vier Teilprojekte wird der Projektverlauf bereits ab der initialen Anforderungsermittlung durch eine Evaluation wissenschaftlich begleitet.
Das OER@RLP-Projektteam hat es sich des Weiteren zum Ziel gesetzt, Guidelines mit dem Titel „OER goes Bildungsalltag“ als Anregung für Multiplikator*innen und Lehrende zu veröffentlichen.
Projektpartner*innen
Bereich Schulen
Bereich Hochschulen
Schulbildung
Pädagogisches Landesinstitut Rheinland-Pfalz
Das Pädagogische Landesinstitut Rheinland-Pfalz ist zentraler Dienstleister für 1.600 Schulen und etwa 40.000 Lehrkräfte in Rheinland-Pfalz. Es bietet umfassende Fort- und Weiterbildungen, Medien, Materialien und pädagogische sowie schulpsychologische Beratung an.
zur Website des Pädagogischen Landesinstituts Rheinland-Pfalz
medien+bildung.com GmbH
m+b.com ist eine Tochter der Landeszentrale für Medien und Kommunikation und hat sich – wie der Name aussagt – auf Medien und Bildung spezialisiert. m+b.com adressiert über seine vier Lernwerkstätten (Kita, Schule, Jugendbildung, Erwachsenenbildung) Zielgruppen in allen Bildungssektoren mit Qualifizierungsangeboten, Entwicklungsberatung und Materialproduktion zur Medienbildung. Im Jahr 2015 wurden 4.900 Teilnehmende erreicht.
Hochschulbildung
Virtueller Campus Rheinland-Pfalz
Der Virtuelle Campus Rheinland-Pfalz (VCRP) ist eine hochschulübergreifende wissenschaftliche Einrichtung des Landes. Seit über 15 Jahren trägt er wirkungsvoll dazu bei, digitale Medien auf vielfältige Art und Weise zu verankern. In den letzten Jahren hat sich der VCRP im besonderen Maße um die Öffnung von Hochschulen und um Durchlässigkeit und Übergänge zwischen Bildungssystem durch digitale Medien gewidmet. Offene Bildungsressourcen stellen einen weiteren Schwerpunkt des VCRP dar.
wissenschaftl. Weiterbildung und Fernstudium
Distance and Independent Studies Center
Das Distance and Independent Studies Center (DISC) der TU Kaiserslautern ist mit aktuell über 4.000 Studierenden in 19 Studienangeboten einer der führenden Anbieter postgradualer Fernstudiengänge in Deutschland. Das DISC adressiert im Projekt OER@RLP den Bereich des weiterbildenden Fernstudiums
Weiterbildung
Katholische Erwachsenenbildung Rheinland-Pfalz e.V.
Die Katholische Erwachsenenbildung Rheinland-Pfalz e.V. ist der Zusammenschluss aller Einrichtungen der Erwachsenenbildung in katholischer Trägerschaft im Land Rheinland-Pfalz mit dem Zweck, die Erwachsenenbildung zu fördern, zu gestalten und weiterzuentwickeln.
zur Website der Katholischen Erwachsenenbildung Rheinland-Pfalz e.V.
Verband der Volkshochschulen von Rheinland-Pfalz e.V
Der Verband der Volkshochschulen ist die Dachorganisation von 70 Volkshochschulen in Rheinland-Pfalz und spricht mit den Sensibilisierungs- und Qualifizierungsmaßnahmen zu Open Educational Resources 44 hauptberufliche vhs-Leiter*innen, 55 pädagogische Mitarbeiter*innen und 27 nebenamtliche vhs-Leiter*innen, die für die Programmplanung zuständig sind, sowie 9.870 freiberufliche Kursleiter*innen an Volkshochschulen an.
zur Website des Verbands der Volkshochschulen von Rheinland-Pfalz e.V.
Bildungswerk des Landessportbundes Rheinland-Pfalz e.V.
Der Landessportbund Rheinland-Pfalz e.V. bildet die Dachorganisation des rheinland-pfälzischen Sports. Das angegliederte Bildungswerk bietet 6.300 Vereinen und über 1,5 Millionen Mitgliedern facettenreiche Qualifizierungs- und Weiterbildungsprogramme.
zur Website des Bildungswerks des Landessportbundes Rheinland-Pfalz e.V.